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Allenfalls ein Arzneimittel„reförmchen“

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Krankenkassen monieren Halbherzigkeit in Gröhes Reform

Fast zwei Jahre wurde verhandelt, herausgekommen ist beim Pharmadialog zwischen der Pharmaindustrie und den Ministerien für Gesundheit, Wirtschaft und Forschung ein eher fader Kompromiss, der es allen rechtmachen will. Zumindest lässt das der jetzt bekanntgewordene Gesetzentwurf zur Arzneimittelpolitik der kommenden Jahre erwarten. Das Arzneimittelmarktneuordnungsgesetz (AMNOG) sieht vor, dass die Pharmaunternehmen im ersten Jahr der Markteinführung den Verkaufspreis selbst festlegen dürfen. Erst im zweiten Jahr oder nach dem Erreichen eines Handelsvolumens von 250 bis 500 Millionen Euro, die Grenzlinie ist noch nicht fixiert, sollen die Hersteller an die niedrigeren Preise gebunden sein, die sie mit den Vertretern der gesetzlichen Krankenkassen ausgehandelt haben. „Erst in diesen Erstattungspreis fließt auch eine Nutzenbewertung ein“, kommentiert Thomas Adolph vom führenden Vergleichsportal www.gesetzlichekrankenkassen.de den vorgesehenen Mechanismus. „Bei Markteinführung sind die behandelnden Ärzte stattdessen auf die Herstellerangaben und die meist von ihnen bezahlten Studien angewiesen.“ In der Vergangenheit sei manch teure Medizin zwar verschrieben worden, aber an Patienten deren Krankheit dadurch nicht oder nur minimal verbessert werden konnte.

Keine ernsthaften Einsparungen zu erwarten

Die Umsatzschwelle gehe in eine begrüßenswerte Richtung, sei aber allenfalls ein Minischritt, sagte der Vizechef des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Johann-Magnus von Stackelberg in Nauen. Für die Krankenkassen werde die Preisgrenze für teure Medikamente keine größeren Einspareffekte bringen, selbst wenn sich der CDU-Minister auf den niedrigsten Wert festlegen lassen sollte. Mitte April hatte Gesundheitsminister Gröhe erklärt, er selbst könne gut mit 250 Millionen Euro leben und war auf heftige Kritik gestoßen. "Die Ergebnisse lesen sich wie der Wunschzettel der Industrie, Versicherte und Steuerzahler müssen den Gabentisch bezahlen", sagte beispielsweise Kathrin Vogler, die gesundheitspolitische Sprecherin der Links-Fraktion der „Ärzte Zeitung“. Umsatzschwellen würden das Problem der Mondpreise nicht lösen.

Arzneireform abgesteckt (Quelle: www.aerztezeitung.de)

Vorgesehene Grenzwerte sind kein Preiszugeständnis

Auch der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Martin Litsch forderte stattdessen einen Preisanker. Ob die Idee einer Umsatzschwelle mehr als ein Placebo sei, werde vom konkreten Begrenzungswert abhängen. „Selbst die untere Grenze ist kein einschneidendes Preisdiktat, das den Kassen im ersten Jahr Geld sparen hilft“, berichtet Thomas Adolph. „Wie der Kassenverband richtig anmerkt, hätte das 2015 nur auf drei neu eingeführte Medikamente angewendet werden können: Das Hepatitis-C-Präparat Harvoni von Gilead Sciences, das Hepatitis-C-Medikament Sovaldi vom selben Hersteller und das Multiple-Sklerose-Mittel Tecfidera vom US-Biotechkonzern Biogen.“

Krankenkassen halten geplante Arznei-Preisbremse für unzureichend.

Erschwerend komme dazu, dass die Markteintrittspreise in Deutschland nicht gerade bescheiden ausfallen. So habe das Wissenschaftliche Institut der Ortskrankenkassen herausgefunden, dass patentgeschützte Medikamente „in den Vergleichsländern durchschnittlich um 16 bis 27 Prozent niedriger als in Deutschland angeboten wurden, wobei die unterschiedliche Kaufkraft der Länder berücksichtigt wurde.“

Forschungskosten sind bereits im ersten Jahr eingespielt

Erreicht der Umsatz im ersten Jahr eine bestimmte Schwelle, soll nach den Regierungsplänen bereits rückwirkend ab diesem Termin nur der rabattierte Preis gelten. „Die Kassen machen sich dagegen mit gutem Grund dafür stark, dass beim unterjährigen Reißen des Umsatzlimits der „Kassenpreis“ bereits vom ersten Tag der Zulassung an gelten soll“, sagt Adolph. „Wie die Nachrichtenagentur Reuters meldet, soll sich der Forschungsaufwand der Arzneimittelhersteller ja bereits im ersten Jahr hinreichend bezahlt gemacht haben. Dies würde das wichtigste Argument der forschenden Arzneimittelhersteller entkräften, ohneinnovationsgerechten Preise beziehungsweise weitgehende Kostenfreiheit sei eine zielgerichtete Forschung und Herstellung in Deutschland nicht möglich.”

Krankenkassen halten geplante Arznei-Preisbremse für unzureichend auf reuters.com

Das entkräftet das wichtigste Argument der forschenden Arzneimittelhersteller, ohne innovationsgerechten Preise beziehungsweise weitgehende Kostenfreiheit sei eine zielgerichtete Forschung und Herstellung in Deutschland nicht möglich.

 

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