Nicht-Schweizer haben noch einmal Glück gehabt. Im Nachbarland steigen die die Krankenkassenprämien 2018 um 4,0 Prozent. Noch stärker ist der Anstieg bei den Prämien für junge Erwachsene: Sie müssen im kommenden Jahr sogar 4,4 Prozent mehr zahlen. Sind sie zudem noch Eltern, sind sie doppelt betroffen: Mit 5,0 Prozent steigen auch die Prämien für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre überdurchschnittlich. Wie die Rontaler Nachrichten berichtet hatten, waren bereits im Vorjahr die Beiträge um durchschnittlich 4,5 Prozent nach oben geschnellt. Bei den von Apotheken und Ärzten mit eigener Praxis abgegebenen Medikamenten nahmen die Kosten sogar um 4,6 Prozent zu. Das geht aus neuen Zahlen des Krankenkassenverbandes Santésuisse hervor.
Prämien steigen im Schnitt um 4 Prozent (Quelle: 20min.ch)
Prämien-Anstieg der Krankenkassenbeiträge in der Schweiz (Quelle: rontaler.ch)
Wohnort bestimmt den Prämienaufschlag
Hohe Selbstbehalte werden deutlich teurer
Neu ist in diesem Jahr, dass die Prämien regional gestaffelt ansteigen. Je nach Kanton werden 1,6 (Schwyz) bis 6,4 Prozent (Waadt) mehr anfallen. „Das ist aber nur die halbe Wahrheit“, sagt Thomas Adolph vom führenden deutschen Vergleichsportal www.gesetzlichekrankenkassen.de. „Abweichend von den Durchschnittswerten kann die individuelle Belastung deutlich höher ausfallen.“ Die Zahlen bezögen sich nur auf die sogenannte Standardprämie – die Grundversicherung einer erwachsenen Person mit 300 Franken Franchise (Selbstbehalt) und Unfalldeckung. Je nach Kanton und persönlicher Lebenssituation des Versicherten variieren die Zahlen stark. Wie Bundesrat Alain Berset bei der Bekanntgabe der erneuten Erhöhungsrunde sagte, gibt es deshalb auch innerhalb einzelner Kantone enorme Preisunterschiede: So sei die teuerste Prämie im Kanton Zürich fast dreimal so teuer wie die billigste. Und das für den Zugang zum selben Gesundheitssystem.
Der Kassenexperte Thomas Adolph verweist zur Verdeutlichung der unterschiedlichen Zusatzbelastung auf die eidgenössischen Kollegen von comparis.ch. Wie der Nachrichtenkanal 20min.ch berichtet, verzeichnet der Vergleichsdienst den höchsten prozentualen Aufschlag bei einer einzelnen Kasse in St. Gallen. Wer bei der Avenir im Hausarzt-Modell mit der höchsten Franchisestufe (Selbstbeteiligung) versichert sei, bezahle 2018 sogar 21,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Gesamtschweizerisch müssen Comparis zufolge rund 30.000 Personen mit über 19,5 Prozent Aufschlag rechnen, 190.000 mit über 15 Prozent und 1,2 Millionen Versicherte mit einem Mehrpreis um die zehn Prozent.
Prämienmehrzahlung 2018 (Quelle: 20min.ch)
Exzellentes Versorgungsniveau
Aber!
Unbestreitbar ist das Schweizer Gesundheitswesen vorbildlich. In Europa gibt nur Liechtenstein pro Kopf der Bevölkerung mehr Geld aus. Laut OECD-Statistik stehen dort umgerechnet 8347 Euro 9666 CHF gegenüber. „Das hohe Versorgungsniveau zeigt sich in den Erfolgsbilanz, die deutlich besser ist als beispielsweise die der USA mit deutlich höheren Gesundheitsausgaben“, sagt Kassenexperte Thomas Adolph.
Abzulesen sei das an einer in der Fachzeitschrift «The Lancet» veröffentlichten Studie. Forscher der University of Washington in Seattle hatten in 195 Ländern untersucht, wie sich die Todesraten von Krankheiten entwickeln, die mit modernen Therapien gut behandelbar sind und nicht den Tod bedeuten müssen. Wie häufig diese Krankheiten dennoch zum Ableben führen, werten die Wissenschaftler aus und erstellen so einen Gesundheitswesen-Index (Healthcare Access and Quality Index; HAQ-Index). Auf einer Skala von 0 bis 100 erreichte die Schweiz mit 91,8 den dritthöchsten Wert, berichtete unlängst der Tagesanzeiger. Nur Andorra und Island wurden noch besser bewertet.
Das Schweizer Gesundheitswesen im internationalen Vergleich (Quelle: tagesanzeiger.ch)