
Ausführliche Statistiken dauern immer etwas. Daher sind die aktuellen Zahlen zu den Krankheitskosten in Deutschland 2015 erst vor kurzem veröffentlicht worden. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) unlängst mitteilte, mussten bundesweit insgesamt 338,2 Milliarden Euro für Behandlungen ausgegeben werden. Der Löwenanteil geht dabei auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurück. Sie verschlangen 13,7 Prozent der Gesamtkosten oder 46,4 Milliarden Euro. Der zweitgrößte Kostenblock waren Verhaltensstörungen und psychische Erkrankungen, die 44,4 Milliarden Euro beanspruchten (13,1 %).
Die dritthöchsten Kosten verursachten Krankheiten des Verdauungssystems mit 41,6 Milliarden Euro (12,3 %). „Hierbei muss man allerdings berücksichtigen, dass ganze 27,8 Milliarden Euro auf zahnärztliche Leistungen und Zahnersatz zurückgehen“, erläutert Thomas Adolph vom führenden Vergleichsportal www.gesetzlichekrankenkassen.de. Man könne daher auch den vierten und fünften großen Behandlungsbereich, die Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und die Tumore-Bekämpfung, mit 34,2 (10,1 %) und 23 Milliarden Euro Volumen (6,8 %) als die größeren einheitlichen Kostenblöcke in Erwägung ziehen. Wie der Kassenexperte vorrechnet vereinen die fünf größten Bereiche mehr als die Hälfte der Gesamtkosten auf sich (56 %). Adolph: „Der Rest teilt sich auf weitere 16 Behandlungskategorien auf.“
Pro Einwohner seien laut Destatis-Auflistung auf die Top-5-Befund-Kategorien 570, 540, 510, 420 und 280 Euro Kosten entfallen. Zusammengenommen lagen die Behandlungskosten im Schnitt bei 4 140 Euro pro Kopf.
Krankheitskosten 2015 (Quelle: destatis.de)
Unterschiedliche „Krankheitswelten“
Was Männer und Frauen unterscheidet
Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Männern schlugen mit 600 Euro pro Kopf stärker zu Buch als bei Frauen (540 Euro). Bei Beeinträchtigungen der Psyche und Verhaltensstörungen toppte das schwache Geschlecht die Herren deutlich. Mit 670 Euro lagen die Kosten fast 1,6-mal so hoch wie bei Männern mit 420 Euro. Wie das Versicherungsjournal berichtet gibt es bei Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes eine noch krassere Verteilung. Hier fielen pro Mann 310 Euro an, pro Frau 520 Euro. Das sind zwei Drittel mehr Behandlungskosten. „Das schert deutlich aus der allgemeinen Verteilung aus“, betont Kassenexperte Adolph. „Die Gesamtkosten je männlichem Bürger beliefen sich im Schnitt auf 3700 Euro, die der weiblichen Einwohner auf 4570 Euro.“ Trotz der zwangsläufig höheren Ausgaben für Schwangerschaft und Geburt liege sonst das Verhältnis nur um 23 Prozent höher.
Deutliche Unterschiede gibt es auch in Abhängigkeit vom Alter. „Mit zunehmendem Alter nehmen die Krankheitskosten deutlich zu“, erläutert Adolph die Ergebnisse. Etwa die Hälfte entstand allein bei der Bevölkerung ab 65 Jahren. In der Altersgruppe 15 bis 29 Jahre fielen mit 1 670 Euro die geringsten Pro-Kopf Kosten an, die höchsten entstanden bei den 85-Jährigen und Älteren mit 19 790 Euro, die damit 4,8-mal so hoch wie der Durchschnitt waren.
Welche Krankheiten die meisten Kosten verursachen (Quelle: versicherungsjournal.de)
Detail-Analyse im Gesundheitsbericht
Robert-Koch-Institut zur Lage in Deutschland
Zu den Kosten zählt Destatis, alle Ausgaben, die direkt mit einer medizinischen Behandlung, Präventions-, Rehabilitations- oder Pflegemaßnahme verbunden sind. Wie der Kassenexperte Adolph ausführt, finden Interessierte die Daten in den Detail-Statistiken von Destatis aufgeschlüsselt und viele der Krankheitskomplexe in der Gesundheitsberichterstattung des Bundes (GBE) analysiert. Die Studie „Gesundheit in Deutschland 2015“ des Robert Koch Instituts gibt in elf Kapiteln einen umfassenden Überblick über den aktuellen Stand und die Entwicklung der Gesundheit in der Bevölkerung. Adolph: „Der mittlerweile dritte Bericht fußt in erster Linie auf Daten des hausinternen Gesundheitsmonitorings über drei Studienreihen KiGGS, DEGS und GEDA, die sich auf Kinder und Jugendliche, Erwachsene und aktuelle Umfragen beziehen.“
Gesundheit in Deutschland (Quelle: gbe-bund.de)