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Pressemitteilung der DAK-Gesundheit, 25.06.2024

Sozialbeiträge explodieren bis 2035: DAK-Chef Storm fordert zweistufigen „Stabilitätspakt“ für die GKV

Neue IGES-Projektion: Gesamtbeitrag der Sozialversicherung
steigt in zehn Jahren um 7,5 Beitragspunkte auf 48,6 Prozent
 Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung droht in zehn
Jahren ein Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent
DAK-Gesundheit: Unterfinanzierung der Krankenkassen
beenden und die Ausgabendynamik begrenzen
Hamburg, 25. Juni 2024. Die Sozialbeiträge in Deutschland
explodieren: Bis zum Jahr 2035 könnte der Gesamtbeitrag der
Sozialversicherung um 7,5 Beitragspunkte auf 48,6 Prozent
ansteigen. Allein in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) mit
73 Millionen Versicherten droht in den nächsten zehn Jahren ein
Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent. Das zeigt eine neue
Projektion des Berliner IGES Instituts im Auftrag der DAKGesundheit.
Die Wissenschaftler haben in dieser Form erstmals eine
Gesamtprognose für alle Zweige der Sozialversicherung (Renten-,
Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) mit der zu
erwartenden Beitragsentwicklung bis 2035 berechnet. Grundlage
sind aktuell verfügbare Daten der zuständigen Bundesministerien
und der beteiligten Sozialversicherungsträger. Angesichts des
drohenden Beitragsanstiegs im Sozialsystem fordert DAKVorstandschef
Andreas Storm einen zweistufigen Stabilitätspakt für
die GKV. Die Politik müsse die jahrelange drastische
Unterfinanzierung der Krankenkassen endlich beenden und die
Ausgabendynamik durch neue Vorgaben begrenzen.
„Die IGES-Projektion zeigt, dass die Sozialabgaben in Deutschland
entgegen bisherigen politischen Vorgaben realistisch nicht auf 40 Prozent
gedeckelt werden können“, sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm. „Wir
müssen vielmehr verhindern, dass die Gesamtbelastung in den nächsten
zehn Jahren in Richtung 50 Prozent klettert und so Versicherte und
Arbeitgeber überfordert.“
„Höchster Beitragsanstieg in der GKV in einer Wahlperiode“
Aus den Analysen für die DAK-Gesundheit geht hervor, dass die
Kassenbeiträge schon 2025 voraussichtlich um 0,6 Prozentpunkte auf
16,9 Prozent ansteigen werden. „Mit einer Steigerung um einen vollen
Beitragspunkt innerhalb von vier Jahren ist das der historisch höchste Beitragsanstieg in der GKV in einer Wahlperiode“, kritisiert der
Kassenchef. Storm hatte bereits zu Beginn der Wahlperiode Anfang 2022
vor einem drohenden „Beitrags-Tsunami“ gewarnt. Die aktuelle IGESProjektion
bestätigt jetzt diese Einschätzung: 2030 würden 18,1 Prozent
erreicht und 2035 dann 19,3 Prozent, was einen Gesamtanstieg um 3,0
Beitragssatzpunkte bedeuten würde.
Storm schlägt zweistufigen GKV-Stabilitätspakt vor
Zur Lösung der Finanzierungsprobleme in der gesetzlichen
Krankenversicherung fordert der Vorstandsvorsitzende der DAKGesundheit
eine „Zeitenwende für Gesundheit und Pflege“ und schlägt
einen zweistufigen GKV-Stabilitätspakt vor. „Die jahrelange
Unterfinanzierung der GKV muss endlich beendet werden“, fordert Storm.
So müssten den Kassen zum Beispiel die ihnen zustehenden Ausgaben
für die Versicherung von Bürgergeldempfängern und -empfängerinnen in
Höhe von aktuell 9,2 Milliarden Euro jährlich vom Bund erstattet werden.
Ferner müsse der Bundeszuschuss für die GKV dynamisiert und jährlich
angepasst werden. „Beide Forderungen stehen im Koalitionsvertrag der
Ampel, wurden aber nicht umgesetzt“, kritisiert der DAK-Chef. Allein durch
ein Ende der Unterfinanzierung könne der drohende Beitragssatzanstieg
in der GKV langfristig um 0,6 Prozentpunkte reduziert werden.
Beitragsbelastung könnte bis 2035 von 19,3 auf 16,5 Prozent sinken
Neben dem Ende der Unterfinanzierung schlägt Storm vor, die
Ausgabendynamik der gesetzlichen Krankenkassen strukturell zu
begrenzen. „Die Ausgaben der GKV sollten sich künftig an der
durchschnittlichen Entwicklung der beitragspflichtigen Einnahmen
orientieren“, erklärt der DAK-Chef. Durch eine solche „dynamische
Ausgabendeckelung“ könne der Beitragsanstieg bis 2035 um gut zwei
Beitragspunkte reduziert werden. „Das ist sehr ambitioniert. Aber die
Begrenzung der Ausgabendynamik ist machbar.“ Eine
einnahmeorientierte Ausgabenpolitik setzt zum Beispiel voraus, dass die
gesetzlichen Krankenkassen nicht – wie von der Ampel geplant – mit
jährlich 2,5 Milliarden Euro zur Finanzierung des Transformationsfonds bei
der Krankenhausreform herangezogen werden. Auch die Einführung von
vertraulichen Erstattungspreisen für Arzneimittel, die ein enormes
Ausgabenpotenzial haben, wäre mit einer einnahmeorientierten
Ausgabenpolitik nicht vereinbar, so der DAK-Chef. Durch den
vorgeschlagenen zweistufigen GKV-Stabilitätspakt könne der drohende
Beitragssatzanstieg in der gesetzlichen Krankenversicherung bis 2035
vermieden und auf 16,5 Prozent begrenzt werden.
Pflege: Bund ist seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen
Laut IGES-Projektion wird der Beitragssatz in der Sozialen
Pflegeversicherung 2025 auf 3,6 Prozent steigen und damit um 0,2
Prozentpunkte über dem regulären Beitragssatz in diesem Jahr liegen. Bis
zum Jahr 2030 ist nach Berechnungen im Basisszenario mit einem
weiteren Anstieg um 0,5 Prozentpunkte auf 4,1 Prozent zu rechnen.
Dieses Niveau werde bis 2035 stabil bleiben. „Die aktuellen
Finanzierungsprobleme der Pflegeversicherung sind dadurch begründet,
dass der Bund seinen im Koalitionsvertrag formulierten Verpflichtungen
nicht nachgekommen ist“, erklärt DAK-Chef Andreas Storm. Eine
Entlastung um vier Milliarden Euro könnte dadurch erreicht werden, wenn
etwa die Rentenversicherungsbeiträge von Pflegepersonen getragen und
die Heimbewohner und -bewohnerinnen um die Ausbildungskosten
entlastet würden. So könnten die Beiträge in der sozialen
Pflegeversicherung bis 2035 von 4,1 auf 3,7 Prozent sinken. „Aktuell
veröffentlichte Horrorszenarien für die Beitragsentwicklung in der
Pflegeversicherung sind völlig unrealistisch und machen den Menschen
unnötig Angst“, so Storm. „Die vorliegenden Berechnungen zeigen
vielmehr, dass eine grundlegende Reform der Pflegeversicherung nicht
am erforderlichen Finanzbedarf scheitern muss.“
In der Arbeitslosenversicherung (ALV) geht laut IGES-Projektion der
Beitragssatz zunächst von aktuell 2,6 Prozent bis 2027 auf 2,5 Prozent
zurück. Bis 2035 ist dann mit einem Anstieg auf 3,0 Prozent zu rechnen.
In der gesetzlichen Rentenversicherung (GRV) ist gemäß mittelfristiger
Finanzplanung und dem geplanten „Rentenpaket II“ mit einem
Beitragsanstieg von derzeit 18,6 Prozent auf 20,6 Prozent im Jahr 2030 zu
rechnen. Bis 2035 wird ein weiterer Anstieg der Rentenbeiträge auf 22,3
Prozent erwartet.
Die Ergebnisse und Erkenntnisse aus den IGES-Projektionen für die
Beitragsentwicklung in der Sozialversicherung sind aus Sicht der DAKGesundheit
für die Vorbereitung notwendiger Sozialreformen nach der
nächsten Bundestagswahl eine wichtige Grundlage. Abschließend fordert
Vorstandschef Andreas Storm: „Die Bundesregierung sollte
jährlich einen Sozialversicherungsbericht vorlegen, der eine Projektion der
voraussichtlichen Beitragsentwicklung für einen Zehnjahreszeitraum
unter Betrachtung verschiedener Szenarien enthält.“
Weitere Informationen und Grafiken über die IGES-Projektion zur
Beitragsentwicklung in der Sozialversicherung bis 2035 gibt es unter:
https://www.dak.de/forschung


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Wichtiger Hinweis: Alle Berechnungen, Übersichten und Informationen erfolgen sorgfältig und objektiv. Trotz aller Sorgfalt sind einzelne Fehler oder Ungenauigkeiten aber nie auszuschließen. Wir können daher keine Gewähr übernehmen. Im Zweifelsfalle wenden Sie sich bitte vor einer Entscheidung direkt an die jeweilige Krankenkasse.

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