Alle drei Jahre überprüft die Weltgesundheitsorganisation den Status der Gesundheit in Europa, „wobei man berücksichtigen muss, dass die WHO Europas Grenzen sehr großzügig zieht und beispielsweise Israel, Turkmenistan und die asiatischen Teile Russlands ebenfalls berücksichtigt“, wie Thomas Adolph vom führenden Vergleichsportal www.gesetzlichekrankenkassen.de erklärt. „Dem soeben veröffentlichten WHO Gesundheitsbericht Europa 2018 zufolge ist auf dem Kontinent momentan das meiste im grünen Bereich. Nur beim Nikotin- und Alkohol-Genuss sowie beim Übergewicht wird ein ungesunder Lebenstil bemängelt.“ Zudem mache es der WHO Sorgen, dass in einigen Ländern die Masern und Röteln wieder massiv ausgebrochen sind. Bei der Vorstellung der Studie in London machte die WHO-Abteilungsleiterin für Information, Evidenz, Forschung und Innovation dafür unter anderem die auseinanderklaffenden Impfraten verantwortlich. Claudia Stein: „In Deutschland hat sich diese deutlich verbessert und beträgt bei Masern mittlerweile 97 Prozent. Den bedauerlichen Gegenpol bildet die vom Krieg gebeutelte Ukraine. Sie erreicht mit 42 Prozent Durchimpfung nicht einmal eine halb so solide Vorsorge, obwohl Masern eine potenziell tödliche Krankheit sind.“
Mehr als ein Jahr dazugewonnen
Lebenszeit hat sich seit 2010 verlängert, aber von unterschiedlichen Niveaus aus
Der Europäische Gesundheitsbericht 2018 zeigt, dass sich die Lebenserwartung in der Europäischen Region verlängert und dass es einige Länder gibt, in denen weltweit das stärkste Gefühl von „Lebenszufriedenheit“ ausgedrückt wird. „Das ist weitgehend auf die guten bis sehr guten und zudem noch bezahlbaren Gesundheitssysteme in diesem Kontinent zurückzuführen“, freut sich Kassenexperte Adolph. In den zurückliegenden fünf Jahren habe jeder Europäer im Schnitt mehr als ein Lebensjahr„dazugewonnen“. Adolph: „Der Zuwachs für die Männer lag mit 1,3 Jahren über dem der Frauen mit 1,0 Prozent.“ Ein Neugeborenes von heute kann in Deutschland auf eine mittlere Lebenszeit von 80,8 Jahren hoffen, im europäischen Schnitt sind es fast 78 Jahre. Denn auch in Europa gibt es gewaltige Unterschiede zwischen den Ländern. Während die durchschnittliche Lebenserwartung der Vorreiter Luxemburg, Frankreich, Schweiz und Spanien um 83 Jahre pendelt, müssen sich Russen und Turkmenen mit 71 Jahren zufrieden geben. „Deutschland liegt ebenfalls im obersten Viertel der Statistiken, nur eben etwas weniger prononciert“, beruhigt WHO-Expertin Stein. Dafür sorge unter anderem der gute Zugang zum deutschen Gesundheitssystem.
Gesunde Rentner
Mehr sorgenfreie Lebensjahre für Senioren ab 65
Ein weiteres wichtiges Maß, sind die gesunden Lebensjahre ab 65 Jahren. Sie werden wie der Kassenexperte sagt ebenfalls erfasst. Adolph: „Die Anzahl der Jahre, die eine Person ab dem 65. Lebensjahr erwartungsgemäß bei guter Gesundheit verbringen kann, wird für Männer und Frauen getrennt berechnet.“ Der WHO-Studie zufolge stieg im Intervall von 2010 bis 2015 die durchschnittliche Zahl der gesunden Lebensjahre in den Ländern der Europäischen Union sowohl für Frauen als auch für Männer auf im Schnitt 9,4 Jahre. Innerhalb der Europäischen Region schwankt dieser Wert jedoch je nach Land erheblich. Die neuesten Eurostat-Statistiken weisen am oberen Ende der Skala 16,8 Jahre für Frauen und 15,7 Jahre für Männer aus, am unteren Ende bleiben Frauen dagegen nur 3,8 Jahre und Männern nur 4,1 Jahre ohne Malaisen. Wie der Kassenexperte sagt, ist diese Ungleichheit bestürzend. Es sei ein willkommener (aber schwacher) Trost, dass Deutschland sich hier ebenfalls zu den bestplatzierten Ländern zählen darf.
Volkskrankheiten eingedämmt
Vorzeitige Mortalität deutlich gemildert
Insgesamt wird in der Europäischen Region die Zielvorgabe, die vorzeitige Mortalität aufgrund der vier wichtigsten nichtübertragbaren Krankheiten – Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes und chronische Atemwegserkrankungen – bis 2020 um jährlich 1,5 Prozent zu senken, übertroffen. Neuesten Daten zufolge geht die vorzeitige Mortalität jährlich um durchschnittlich zwei Prozent zurück. Dennoch stellen lebensstilbedingte Faktoren, die sich auf die Mortalität aufgrund dieser Krankheiten auswirken, weiterhin eine große Herausforderung dar“, sagt WHO-Expertin Stein. „Sie lähmen die Fortschritte in Bezug auf die Lebenserwartung. Wenn nichts unternommen wird, können sie die bisher erzielten Erfolge bei der Volksgesundheit in Europa sogar wieder rückgängig machen.“
WHO Gesundheitsbericht Europa vom 12. September 2018 (Quelle: apps.who.int)
Verdoppelung der Masern im 1. Halbjahr vom 21. 08. 2018 (Quelle: www.morgenpost.de)
Berichterstattung in der Zeit vom 12. September (Quelle: www.zeit.de)
Berichterstattung in der SZ vom 12. September (Quelle: www.sueddeutsche.de)
Berichterstattung in der FAZ vom 12. September (Quelle: www.faz.net)