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Das Schweizer Modell unter der Lupe (Teil 1) - Risiko: Kontrolle Selektion, Optimierung

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Das Kopfprämien-Modell in der Schweiz findet eine gespaltene Resonanz. Für die Befürworter – in Deutschland in den Parteien SPD und die Grünen – überwiegen die Vorteile, Skeptiker weisen auf die nach wie vor nicht vermeidbaren Nachteile hin. Auch die Leistungserbringer sehen nicht nur positive Aspekte. So hat bereits 2014 das Deutsche Ärzteblatt eine umfassende Bestandsaufnahme unter dem Titel „Vorbild mit Selbstzweifeln“ veröffentlicht, die in den Grundzügen bis heute gilt. Zu den kritischen Beobachtern gehört auch Thomas Gerlinger, der im Jahrbuch für kritische Medizin 38 und in Fachbeiträgen für die Bundesanstalt für Politische Bildung ausführliche Stellung bezogen hat. Doch auch die Eidgenossen selbst sind nicht uneingeschränkt zufrieden. Das beweisen die kritischen Einlassungen in Tageszeitungen wie der Neuen Züricher Zeitung oder Fachpublikationen wie der Schweizer Ärztezeitung.

Annahmezwang und Annahmepraxis
Blackbox Krankenversicherung

„Jeder wirtschaftlich denkende Versicherer muss auf einen guten Risiko-Mix achten, sonst kann er seinen Beitragssatz nicht konkurrenzfähig halten“, erklärt Kassenexperte Thomase Adolph. Daher führe im privatwirtschaftlichen Bereich Deutschlands jede Vorerkrankung zu Leistungsausschlüssen oder Prämienaufschlägen. Zudem sind in einem Tarif mit bestimmten Merkmalen automatisch Personen überproportional vertreten, die mehr als der Durchschnitt davon profitieren. Mehrleistungen für Brillen und Augendiagnostik und Therapie ziehen nun einmal Menschen mit Fehlsichtigkeit an. Das Kollektiv kann diese Risiko-Anhäufung nur begrenzt ausgleichen. „Das gelingt in der Basisabsicherung der deutschen Kassen nur über die enorm große Zahl.“

Antragsverzögerung und Zusatzangebote
Vorbehalte bei geringer Franchise

Die Krankenversicherer in der Schweiz haben unterschiedliche Vorgehensweisen entwickelt, um sich vor schlechten Risiken zu schützen. So widerspricht es nicht dem Kontrahierungszwang, unterschiedlich schnell auf Anträge zu reagieren. Vielfach sucht sich der Hingehaltene dann noch schnell einen anderen Anbieter. Um die Risiken zu klassifizieren gibt es einfache Methoden. Wer schon früh im Antragsprozess nach dem Interesse an Zusatzversicherungen fragt, erfährt mehr über Vorbelastungen, als der Antragsteller sonst preisgeben würde.

Ein Zwangsindiz ist auch die Höhe der gewählten Franchise, also des persönlichen jährlichen Selbstbehalts. Gesunde tendieren dazu, die Prämienersparnis durch eine hohe Selbstbeteiligung zu wählen, weil sie darauf spekulieren, sie nicht tragen zu müssen. Menschen mit häufigen Erkrankungen oder schwacher Gesundheit wählen notgedrungen in der Regel die niedrigste Franchise, weil sie damit rechnen, dass sie ziemlich sicher zu bezahlen ist. Es gibt daher einen branchenweiten Trend, Antragsteller mit der Mindestfranchise nicht oder nicht ganz so bereitwillig aufzunehmen. Dazu wurden in der Vergangenheit sogar die Vergleichsportale instrumentalisiert. Gegen Gebühr (des Versicherers) leiten sie die Antragsteller zu einem anderen Anbieter um, schließen Bewerber aus einzelnen Kantonen aus – oder die Website hängt sich einfach auf.

Umleitungen und Stoppschilder
Klammheimliche Bezahldienste

Solche Manipulationen lehnt Thomas Adolph kategorisch ab. „Unser Service in Deutschland ist absolut neutral“, sagt er. Auch bei den Wettbewerbern seien ihm solche Ansätze bisher nicht zu Ohren gekommen. „Die deutschen Kassen sind vom Reglement völlig anders aufgestellt“, sagt er. „Der häufig kritisierte a Risikostruktur-Ausgleich und die bis auf einen kleinen Zusatzbeitrag identischen Basis-Kassenbeiträge haben also auch etwas Gutes.“ Früher habe es einen Trend gegeben, dass Kassen mit geringen Beiträgen tendenziell eher junge Gesunde Mitglieder angezogen hatten.

Und auch die Versicherer selbst können durch verzögerte Antworten auf eine Policierungsanfrage die Wahrscheinlichkeit steigern, dass sich ein unerwünschter Interessent in der Zwischenzeit anderweitig versorgt hat. Teure Krankenkassen versuchen sich in Vergleichen auch günstiger zu präsentieren, indem sie Tarifmodelle anbieten wie die prämienreduzierende HMO- oder Telemedizin, also ohne freie Arztwahl.

Zusätzliche Einflussmöglichkeiten haben Konzerne, die mehrere Anbieter unter einem Dach vereinen. Solche Multikassenkonzerne leiten intern Interessenten mit gutem Risikoprofil zu den günstigeren Tochterkassen um, wie die Schweizerische Ärztezeitung durch Testbewerbungen (Mystery Shopping) feststellte. Demnach erhielten „gute Risiken“ (Aufwand im Vergleich zu den Einnahmen) trotz Zusatzversicherungen tiefere Prämien offeriert als schlechten Risiken“. Die angebotenen Ergänzungen, mit denen sich Anbieter aus dem preislichen Mittelfeld positionieren, lagen meist unter 10 Franken pro Monat. Wie das Fachblatt weiter schreibt, profitieren aber beispielsweise von günstigen Auslands-Deckungen oder Reiseversicherungen ausschließlich mobile, d. h. überdurchschnittlich gesunde Individuen.

Schweizer Gesundheitswesen: Vorbild mit Selbstzweifeln (Quelle: www.aerzteblatt.de)

Thomas Gerlinger

Die Finanzierung des Gesundheitswesens in der Schweiz (Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung)

Begriffsbestimmung Franchise (Quelle: www.oeffentliche-krankenkasse.ch)

Artikel im Tagesanzeiger vom 27.9.2011

Zu Teil 2
Zu Teil 3

 

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