
Ruinöse Krankheitskosten
Vorwiegend privatwirtschaftlich organisiert
Grundlegende Unterschiede bestehen in der Art der Versicherung: In den USA waren 2014 (dem Inkrafttreten der meisten Änderungen durch den Affordable Care Act (ACA) = Obamacare) 65,5 Prozent der Bevölkerung privat versichert, davon 57,4 Prozent über den Arbeitgeber. Nur ein Drittel greift auf Hilfsprogramme wie das 1965 für Senioren ab 65 Jahren eingerichtete Medicaid (20,6%) zurück – oder auf das ebenfalls weitgehend steuerfinanzierte Medicare für sozial Schwache (2,6%). Diese Konstruktion resultiert aus den „Glaubensprinzipien“ des US-Wirtschaftslebens, zu denen individuelle Leistungsfähigkeit, privatwirtschaftlicher Wettbewerb und starke Vorbehalte gegen staatliche Eingriffe gehören, wie im Buch „Was ist mit den Amis los“ nachzulesen.
Wie der deutsche Krankenkassenexperte Thomas Adolph anmerkt, ist aber das Absicherungsniveau mit dem Leistungsumfang unseres Kassensystems bei weitem nicht vergleichbar. Kosten für die medizinische Behandlung sind seit einem Jahrzehnt die häufigste Ursache für eine private Insolvenz in den USA. Zeitweise gingen sogar zwei Drittel der privaten Pleiten darauf zurück, wie eine Harvard-Studie nachgewiesen hat. Das Überschuldungsproblem trifft übrigens Versicherte wie Unversicherte, denn erst seit 2014, dem Inkrafttreten der stringenteren Regeln des Affordable Care Acts (ACA = Obamacare) dürfen Versicherer weder absolute noch jährliche Leistungsgrenzen pro Patient mehr einsetzen. Vorher mussten Versicherte alle Behandlungskosten, die über einen vereinbarten US-Dollar-Betrag gingen, wieder selbst bezahlen.
Buch: "Was ist mit den Amis los?" (Leseprobe)
Einzelheiten zu ACA (Obamacare) von Ann-Kathrin Klemm (Techniker KK) (Quelle: Nomos)
Ausführliche Zahlen zum US-Gesundheitsmarkt (Quelle: Staatliches Center of Desease Control and Prevention CDC)
Zahlungsprobleme und Insolvenzen für Versicherte (Quelle: New York Times)
Krankenkassen in den USA und in Deutschland - Unterschiede und Gemeinsamkeiten (Teil2)