Preisauftrieb war aber schwächer ausgeprägt als in den Vorjahren
Der Deutsche Apothekerverband (DAV) ist fix, schon Ende Januar legte er erste Hochrechnungen zu den Arzneimittelkosten des Vorjahres vor. Demnach hat die gesetzliche Krankenversicherung im Jahr 2016 insgesamt 34,1 Milliarden Euro für Arzneimittel ausgegeben. Die Daten der Apothekenrechenzentren enthalten allerdings keine Einsparungen durch Rabattverträge wie das deutsche Ärzteblatt berichtet. „Die Rabatte sind nicht unerheblich“, betont Thomas Adolph vom führenden Vergleichsportal www.gesetzlichekrankenkassen.de. In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres seien den Krankenkassen durch die mit den Pharmaherstellern ausgehandelten Rabatte ungefähr 2,8 Milliarden Euro Kosten eingespart geblieben. Die entsprechenden Rabattverträge zwischen einer Krankenkasse und einem Hersteller gelten für zwei Jahre und sehen im Gegenzug zu den Preisnachlässen vor, dass alle Mitglieder der Kasse künftig im Normalfall nur dessen Präparate erhalten. Das ist klar geregelt sagt Kassenspezialist Adolph: „Laut GKV-Wettbewerbsstärkungsgesetz haben Rabattarzneimittel seit 2007 Vorrang vor wirkungsgleichen Präparaten“.
Apothekerverband meldet Anstieg der Arzneimittelkosten (Quelle: abda.de)
Anstieg der Gesundheitskosten 2016 (Quelle: aerzteblatt.de)
Rabattverträge im Detail (Quelle: abda.de)
Die Kostentreiber: Mehr Patienten, teurere Krebsmedikamente Wechsel im Behandlungsstil machen sich bemerkbar
Der Kostenanstieg geht vornehmlich auf einige teure Arzneimittel zurück die wie Immunsuppressiva und bestimmte Krebsmedikamente deutlich häufiger verordnet wurden. Die in den Jahren zuvor erheblich gestiegenen Ausgaben für Hepatitis-C-Medikamente gingen dagegen zurück. Insgesamt wurden 756 Millionen Packungen an rezeptpflichtigen Arzneimitteln verkauft. „Das sind ein Prozent mehr als im Vorjahr“, betont Adolph was sich auch dadurch relativiere, dass die Kassen 2016 insgesamt eine Million mehr Mitglieder zu versorgen hatten. „Die Medikamentenanzahl ist weniger stark gestiegen als der 1,2 prozentige Zuwachs der Anspruchsberechtigten.“ Unterm Strich dürfte daher der Ausgabenanstieg nicht weit von den Vorgaben von 3,1 Prozent liegen, die Krankenkassen und Vertragsärzten im Vorjahr tunlichst einzuhalten hatten.
GKV-Ausgaben um 3,8 Prozent gestiegen (Quelle: www.pharmazeutische-zeitung.de)
"Die Arzneimittelausgaben haben sich erwartungsgemäß entwickelt", sagt daher auch der DAV-Vorsitzender Fritz Becker. "Neben der Zunahme der Zahl der Versicherten werden auch künftig die demographische Situation und der medizinische Fortschritt die bestimmenden Faktoren bleiben. Entsprechend seien für 2017 Steigerungen von 3,3 Prozent eingeplant, Einsparmöglichkeiten gebe es durch Verhandlungen mit den Herstellern von neuen Medikamente über den Zusatznutzen und im Generikasegment durch Rabattverträge. „Im Jahr 2016 wurden neue Rekordsummen bei den Einsparungen erzielt“ sagte der Chef des Deutschen Apothekerverbandes.
Weltweit steigen die Arzneimittelausgaben bis 2021 um ein Drittel
Der Aufwärtstrend bleibt ungebrochen. Nach den Untersuchungen des Marktforschungsinstituts QuintilesIMS werden weltweit in nur fünf Jahren die Ausgaben für Medikamente um 33 Prozent steigen und dann 2021 rund 1,5 Billionen US-Dollar betragen. Die Ursache dafür sind eine intensive Forschungsarbeit, die bereits jetzt zu einer historisch hohen Zahl von neu auf den Markt kommenden Medikamenten führe. werde. „Maßnahmen zur Kostendämpfung werden daher auch in Deutschland weiterhin hoch im Kurs stehen“, prophezeit der Experte Thomas Adolph. „Wenn zunehmend innovative und individualisierte Arzneimittel gegen lebensbedrohliche Krankheiten verordnet werden, kann man keine rückläufigen Ausgaben erwarten." Die Rabattbereitschaft gebe es vornehmlich im Massenmarkt, da sich dort über das Volumen Kompromisse sich für beide Seiten auszahle.